EMT STUDIOTECHNIK
Plattenspieler für Rundfunkanstalten
EMT 948 MIT KULTSTATUS
Im Jahre 1940 gründete Wilhelm Franz die ELEKTRO-MESSTECHNIK in Berlin und schuf wenig später den Markenbegriff „EMT“. Zahlreiche neuartige und richtungweisende Entwicklungen der Meßtechnik und für den Tonstudiobetrieb erlangten Weltgeltung unter dem Warenzeichen „EMT“.
Bei der Entwicklung der professionellen Schallplattenspieler war nicht der Klang an sich das Thema (im Gegensatz zu den Consumer-Geräten für HiFi-Zwecke), sondern Neutralität, keinerlei Beeinflussung des Signals. Weder elektrischer Natur im bei allen Geräten seit 1955 eingebauten Entzerrer-Verstärker, noch mechanischer Natur bei der Abtastung. Die Maschinen sollten unverfälscht den Frequenzgang und die Dynamik wiedergeben, welche auf dem Tonträger Schallplatte aufgezeichnet war, quasi ein Klang wie vom Masterband bzw. abhängig von der Pressqualität und Aufnahme. Darüber hinaus musste die Wiedergabe mit einem Minimum an geometrisch bedingten Abstastverzerrungen erfolgen. Die Konstruktion musste außerdem sehr robust und zuverlässig sein, damit sie dem täglichen Dauerbetrieb beim Rundfunk bzw. den hohen Ansprüchen standhielt. Dazu war ein erheblicher elektromechanischer Aufwand notwendig und vor allem eine hohe Präzision. EMT-Plattenspieler hatten Weltruf – sie standen in zahlreichen namhaften Rundfunkanstalten, Tonstudios und Schallplattenfirmen im In- und Ausland, auch Übersee. Am meisten verbreitet war der EMT 930. Anfangs lieferte die dänische Firma Ortofon speziell für diese Geräte abgestimmte Tonarme (RF- und RMA-Serie) und Mono-Tonabnehmersysteme (O-Serie) zu, später entwickelte und konstruierte EMT diese Teile selbst. Der ab 1965 in Handarbeit gefertigte, dynamische Stereo-Tonabnehmer TSD 15 (EMT-Werksbezeichnung „Tondose“) gehörte zu den weltbesten professionellen Tonabnehmern. Dieser wird noch in der Gegenwart in verschiedenen Ausführungen hergestellt.
Im März 1982 wurde ein noch einfacherer, kompakter Plattenspieler entwickelt und 1983 vorgestellt: Der EMT 938 Rundfunk-Plattenspieler. Der Direktantrieb war mit seinem „großen Bruder“, dem EMT 948 identisch, ebenso die Schwingchassis-Aufhängung und der Tonarm EMT 929. Der Grundgedanke bei der Entwicklung des EMT 938 war die ständig größer werdende Anzahl Privatsender zu dieser Zeit mit immer kleinerem Budget. Erforderlich war ein Profi-Plattenspieler zum attraktiven Preis, der trotzdem eine sendetauglich hohe Qualität bei der Wiedergabe erreichte. Bereits vorhandene Technik konnte übernommen werden, so sparte man Entwicklungskosten.
Die Elektronik wurde insgesamt vereinfacht, eine Rückfahrtaste war nicht vorgesehen. Wichtige professionelle Features wie die elektronische, drehzahlabhängige Hochlauf-Stummschaltung zum silbengenauen Schnellstart ohne Hochjaulen und der Reglerfernstart (Faderstart) vom Mischpult aus waren wie beim größeren Modell vorhanden. Der EMT 938 hatte keine Steckkarten mehr, um das Gerät in der Höhe flach zu halten, das sparte Einbauplatz in kleineren Studios. Der Rundfunk-Plattenspieler wurde wie ein HiFi-Consumergerät in einer Holzzarge geliefert, RAL-dunkelgrau lackiert und robust ausgeführt, das Gerät konnte damit freistehend betrieben werden. Zum schnellen Einbau in Tische und Truhen zusammen mit der Zarge gab es sogenannte „Z-Winkel“ und Rand-Abdeckblenden. Als Neuheit befand sich am Plattentellerrand rechts eine grüne LED, mit „SYNC“ bezeichnet, die auch bei späteren EMT 948 eingebaut wurde. Sie signalisierte das Erreichen der quarzsynchronisierten Solldrehzahl.
Die Elektronikbaugruppen waren zu Servicezwecken an der Unterseite nach Abnahme eines Abschirmblechs zugänglich – zwei Platinen waren übereinander montiert. Eine davon enthielt die Audioelektronik, auf der zweiten befand sich die Motorsteuerung. Beide waren zu Reparaturzwecken nach unten klappbar und mit Steckverbindungen ausgestattet, für einen schnellen Austausch bei evtl. Störungen. Zur Stromversorgung wurde ein streuarmer, abgeschirmter Ringkerntransformator verwendet. Als Zubehör war eine Tonabnehmer-Beleuchtung zur sicheren Handhabung bei schlechten Lichtverhältnissen erhältlich, ferner gab es eine klappbare Abdeckhaube aus getöntem Plexiglas zum Schutz vor Staub. Für den Standbetrieb war eine Stahlblech-Konsole mit eingebautem Cue-Lautsprecher und -Verstärker lieferbar, der Anschluss erfolgte über die Fernbedienungs-Steckbuchse des Plattenspielers.
Eine beinahe baugleiche Version für den Einsatz in Diskotheken wurde von Thorens angeboten, der DJ-Plattenspieler TD 524. Dieser war wie schon früher der EMT 928 eine Gemeinschaftsentwicklung von EMT und Thorens im Labor des ehemaligen „Gerätewerkes Lahr“ – er konnte entweder mit einem Thorens-Tonarm (TP 16L) oder dem EMT 929 versehen werden und er hatte einen für DJ-Abspielgeräte notwendigen Drehregler zur stufenlosen Drehzahlanpassung über einen Bereich von ± 15 % bei 33 und 45 („Pitch Control“). Zur Kontrolle der Geschwindigkeit befand sich am rechten Plattentellerrand ein LED-Leuchtstroboskop statt der SYNC-LED. Das Bedienfeld war im Gegensatz zum EMT 938 insgesamt abweichend gestaltet.
Bild: EMT 948 (ab ca. 1983 )
Das Grundmodell des EMT 938 wurde ohne „Tondose“ TSD 15 und ohne Vorverstärker für Moving-Coil-Tonabnehmer geliefert (dieser musste bei Verwendung einer TSD 15 mit zwei Steckplatinen nachgerüstet werden). EMT bot auch leere Tonabnehmergehäuse mit der für die Tondose typischen Rillenlupe an, um beliebige Systeme mit 1⁄2-Zoll-Schaubbefestigung einzubauen. Der Preis dieses Grundmodells betrug ca. 3.500 DM, es war somit auch für viele kleinere Privatsender noch in einem gerade erschwinglichen Rahmen.
Mit dem EMT 938 als letztes entwickeltes Modell ging die Herstellung von professionellen Studio-Plattenspielern im Hause EMT zu Ende, ein zentrales Standbein des Unternehmens brach weg. Bedingt durch den Siegeszug der Compact Disc beim Rundfunk zeichneten sich im Laufe der 1980er-Jahre immer größere Absatzschwierigkeiten von Studio-Plattenspielern ab. Zwar konzentrierte man sich nun auf die Entwicklung und Produktion von professionellen CD-Abspielgeräten, konnte jedoch mit diesen nicht mehr an die vergangenen großen Studio-Plattenspieler-Erfolge anknüpfen, mit denen EMT an der Spitze des Weltmarktes stand.
Einige Rundfunksender besitzen noch einzelne EMT-Plattenspieler zur Digitalisierung von Archiv-Aufnahmen oder für Sondersendungen von Schallplatten.
Bild: EMT 927 (ca. 1979 im Studio SWR – Baujahr ab 1950)
Die EMT-Studioplattenspieler sind inzwischen seit Jahrzehnten bei audiophilen Schallplatten-Liebhabern sozusagen das „Non plus ultra“ in Richtung Qualität und haben in der Gegenwart einen Kultstatus erreicht. Gut gepflegte Geräte erreichen Verkaufswerte teilweise weit über dem Neupreis. Ein generalüberholter EMT 927 erzielt Spitzenwerte bis ca. € 40.000,- In Japan, China, Südkorea und Taiwan erfreuen sich die Geräte schon länger einer großen Beliebtheit.
Quelle:
https://de.wikipedia.org/wiki/EMT_Studiotechnik
https://emt-archiv.de/